Krisenmanagement – Was tun, wenn’s brennt?
Und plötzlich war sie da – die aktuelle Corona-Krise. Wohl kaum jemand konnte sich vor ein paar Wochen vorstellen, welch drastische Folgen sie nach sich ziehen würde. Zwar hat es schon immer krisenhafte Ereignisse gegeben, die zu massiven wirtschaftlichen Einbrüchen geführt haben. Aber selbst die Corona- und Influenza-Pandemien der jüngeren Vergangenheit hatten nicht solchen Einfluss auf das gesamte öffentliche Leben wie das SARS-Cov-2 Virus. Viele fürchten aktuell um ihre Existenz. Aus diesem Grund gibt es weitreichende staatliche Hilfspakte. Doch nicht nur Geld allein, sondern auch internes Krisenmanagement kann entscheidend sein, um eine schwierige Lage zu meistern.
Was ist Krisenmanagement?
Dabei ist Krisenmanagement der planvolle, taktische Umgang mit einer Krisensituation. Ungeachtet dessen treten Krisen in den meisten Fällen überraschend auf. Weil man sich im Akutfall nicht einfach einen Plan aus dem Ärmel schütteln kann, werden beim Krisenmanagement verschiedene Szenarien durchgespielt und analysiert. So geschehen etwa bei der Schweiz weiten Sicherheitsverbundsübung 2014 (SVU 2014)*. Ausgerechnet ein Pandemie-Szenario mit zusätzlicher Strommangellage war seinerzeit Gegenstand der Übung. Trotzdem die Auswertung gezeigt hat, dass die Schweiz für einen Notfall gut gerüstet scheint – die momentane Corona-Krise strapaziert das ganze Land aufs Äusserste. Und sie wird Folgen haben, die derzeit niemand abschätzen kann.
Durch betriebliches Kontinuitätsmanagement Funktionsfähigkeit sichern
Umso wichtiger ist es, dass die Wirtschaft nun nicht komplett zum Erliegen kommt. Aber wie soll das gelingen, wenn die Menschen Abstand halten und am besten zuhause bleiben sollen? Wie kann man einen Betrieb aufrechterhalten, ohne die Mitarbeitenden zu gefährden? Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat jüngst dazu aufgerufen, ein betriebliches Kontinuitätsmanagement (BKM) einzurichten. Während das bei Grossunternehmen längst gang und gäbe ist, betreten viele kleinere Betriebe hier Neuland. Das Betriebskontinuitätsmanagement soll ein Unternehmen in die Lage versetzen, auch in einem Krisenfall weiter arbeiten zu können. Wichtige Eckpunkte sind dabei:
- Planung von Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten
- Einrichtung von festgelegten Kommunikationswegen
- Analyse von Schlüsselfunktionen und -bereichen
- Verzicht auf nicht notwendige Aktivitäten
- Sicherstellen von Lieferketten
- Durchführung von Hygienemassnahmen
Hierzu hat das BAG ein Handbuch herausgegeben, dessen Handlungsempfehlungen sich am Ausbruch einer Influenza-Pandemie orientieren. Im Grunde genommen also ein ähnliches Szenario wie gerade jetzt. Auch wenn das betriebliche Kontinuitätsmanagement Vorbereitung benötigt, bestimmte Massnahmen lassen sich auch ohne langen Vorlauf anstossen. Dazu gehört beispielsweise der Verzicht auf persönliche Besprechungen und unnötige Dienstreisen. Aber auch dezentrales Arbeiten vom Homeoffice aus, sofern möglich.
Neue Wege in der Krise?
Natürlich kann ein Landwirt seine Spargeln nicht virtuell stechen und auch Supermarktregale befüllen sich nicht per Fernbedienung. In allen Bereichen, in denen Menschen vor Ort sein müssen, ist die Einhaltung von Hygieneregeln ganz besonders wichtig. Vor dem Hintergrund, dass bestimmte Branchen derzeit auf zusätzliches Personal angewiesen sind, kommt auf Personalverleiher eine doppelte Verantwortung zu. Deshalb sollten sie gemeinsam mit dem Einsatzbetrieb Strategien entwickeln. Nicht nur zum Schutz der Mitarbeitenden, sondern auch im Hinblick auf Einsatzpläne und Vermeidung von Personalengpässen.
Zudem standen Personaldienstleister noch vor einem ganz anderen Problem. Homeoffice, Online-Recruiting und Videointerviews hin oder her. Bislang war noch immer die eigenhändige Unterschrift auf dem Arbeits- und Verleihvertrag erforderlich. Laut einer Meldung von «swissstaffing» verzichtet das SECO ab sofort vorübergehend auf dieses Erfordernis. Mit anderen Worten, für die Dauer der Krise können Verträge digital unterzeichnet werden. Immerhin nicht ganz unwesentlich, wenn man auf Abstand bleiben soll. (zur Meldung)
Krisenmanagement – nicht nur für den Pandemiefall
Doch nicht nur Pandemien lösen Krisenfälle aus. Sei es ein längerer Stromausfall, ein Brand oder ein Hackerangriff auf die IT-Infrastruktur. Vor unvorhergesehenen Ereignissen ist niemand gefeit. Selbst wenn diese «nur» den eigenen Betrieb betreffen, können sie Abläufe empfindlich stören und schnell die Existenz bedrohen. Internes Krisenmanagement hilft, sich auf solche Situationen einzustellen und angemessen zu reagieren. Doch damit das Krisenmanagement reibungslos funktioniert, müssen bereits im Vorfeld verschiedene Dinge abgeklärt werden. Denn tritt der Notfall erst einmal ein, ist schnelles Handeln gefragt. Dazu gehört:
- vorab festzulegen, wer wofür zuständig ist (Bildung eines Krisenstabs)
- ein unternehmensspezifisches Handlungskonzept für verschiedene Szenarien entwerfen
- Regeln und Abläufe für die interne und externe Krisenkommunikation erstellen
- Ernstfall üben und Mitarbeitende schulen
Genauso wichtig ist die Krisennachbereitung. Ist das Krisenmanagement den Anforderungen gerecht geworden? Welche Lehren kann man aus einer überstandenen Krisenlage ziehen? Gerade die Corona-Krise wird zahlreiche Fragen aufwerfen. Insbesondere im Hinblick auf gesellschaftliche Folgen und den internationalen Handel. Auch wenn die derzeitige Situation viele «eiskalt» erwischt hat, schärft sie vielleicht das Bewusstsein für ein zukünftiges Krisenmanagement. Denn die nächste Krise kommt irgendwann – in welcher Form auch immer!
* Der Bundesrat: Sicherheitsverbundübung 2014 – Erkenntnisse und weiteres Vorgehen