Arbeitgeberbewertungen – Chance oder Stolperstein?

Wenn wir uns für oder gegen etwas entscheiden müssen, orientieren wir uns gern an den Empfehlungen anderer. Und das geht heute einfacher, als je zuvor. Denn die jederzeit verfügbaren Bewertungsportale im Netz liefern uns mit einem Klick die Meinungen unserer Mitmenschen. Hand aufs Herz – buchen Sie ein Hotel, das nur zwei von fünf Sternchen hat? Eher nicht, oder? Doch nicht nur Hotels und Restaurants stehen auf dem virtuellen Prüfstand. Sondern auch Arbeitgeberbewertungen sind auf dem Vormarsch. Was vor einigen Jahren noch milde belächelt wurde, sorgt inzwischen für Schweissperlen auf der Stirn so manchen Unternehmers.

Das Körnchen Wahrheit

Beispielsweise wartet kununu – das europaweit grösste Portal für Arbeitgeberbewertungen – mit fast 4 Millionen Erfahrungsberichten zu über 900.000 Unternehmen auf. Und was man da so lesen kann, ist nicht immer schmeichelhaft. Kleine Probe gefällig? «Absolute Katastrophe – das externe Image stimmt mit der Realität überhaupt nicht überein…». Übrigens wurde hiermit eine Schweizer Personalvermittlung «gewürdigt»! Wenn Aussagen wie diese im Netz kursieren, nutzt die beste Imagepflege nichts. Solche negativen Schlagzeilen sind prägender als die allerschönste Hochglanz-Website oder Stellenanzeige. Denn dort kann man sich ja bekanntlich so darstellen, wie man will. Aber Arbeitgeberbewertungen von denjenigen, die am Ort des Geschehens waren oder sind, bieten einen Einblick in die gelebte Unternehmenskultur.

Zwar könnte man argumentieren, dass sich auf diesen Portalen meistens Frustrierte herumtreiben, die ihrem Arbeitgeber einen Denkzettel verpassen wollen. Und das aus rein persönlichen Gründen, nicht etwa, weil im Unternehmen tatsächlich etwas schief läuft. Klar, unter dem Deckmäntelchen der Anonymität lässt sich leicht lästern. Deshalb sollte man Arbeitgeberbewertungen immer auch mit ein wenig Skepsis betrachten. Schliesslich kann sich hier jeder verewigen, selbst wenn er real gar nicht im Unternehmen beschäftigt war oder ist. Dennoch – ein Körnchen Wahrheit findet sich in den Aussagen immer. Daher ist es wichtig, sich als Arbeitgeber damit auseinanderzusetzen.

Das interessiert doch sowieso keinen!

Sofern man verschiedenen Umfragen Glauben schenkt, ist es heute beinah jeder zweite Jobsuchende, der Arbeitgeberbewertungen im Netz liest. Und davon entscheidet ein Drittel, sich gar nicht erst zu bewerben, wenn die Bewertungen schlecht sind. Das ist keine unbedeutende Zahl mehr. Sondern eine ziemlich ernst zu nehmende Grösse. Hinzu kommt, dass nicht nur der Arbeitgeber selbst bewertet wird. Daneben berichten auch zahlreiche Kandidaten über den Ablauf des Bewerbungsprozesses.

Gerade Personaldienstleister, deren täglich Brot das Rekrutieren nun mal ist, können sich ein negatives Image hier kaum erlauben. Leider ist häufig zu beobachten, dass auf Arbeitgeberbewertungen überhaupt keine Reaktion seitens der Unternehmen erfolgt. Und nichts ist schädlicher als das. Natürlich kann man Kommentare von Mitarbeitenden und Bewerbern einfach ignorieren. Jedoch bleibt das Gesagte dann so stehen, egal ob richtig oder falsch. Zudem lässt es Rückschlüsse auf den unternehmensinternen Umgang mit Kritik und Feedback zu.

Wie reagiert man am besten auf negative Arbeitgeberbewertungen?

Aber wie geht man richtig mit Arbeitgeberbewertungen um? Zuerst sollte man diese ernst nehmen und auf angemessene, sachliche Art beantworten. Hierzu ist es wichtig, so etwas nicht als persönlichen Angriff zu werten, sondern stattdessen als Chance zu begreifen. Vielleicht läuft im Unternehmen wirklich nicht alles so, wie Sie glauben und Sie haben es nur nicht mitbekommen? Dann bedanken Sie sich für den Hinweis und gehen Sie den Problemen auf den Grund. Wenn Sie das Gefühl haben, die Kritik ist unberechtigt, sagen Sie es und drücken Ihr Bedauern aus, dass es zu Unstimmigkeiten gekommen ist.

Verzichten Sie auf Standardfloskeln. Schreiben Sie lieber eine individuelle Antwort, die sich auf die Kritikpunkte bezieht und zeigen Sie Lösungen auf. Ebenfalls bietet es sich an, die persönliche Kontaktaufnahme mit einem konkreten Ansprechpartner zu ermöglichen. Wenn lediglich Sternchen vergeben und keine näheren Ausführungen gemacht wurden, wird es natürlich schwierig. In diesem Fall ist eine höfliche Standardantwort angebracht.

Auch auf positive Arbeitgeberbewertungen eingehen

Über positive Bewertungen darf man sich freuen. Aber auch hier empfiehlt es sich, Feedback zu geben und sich zu bedanken. Das zeugt davon, dass man sich mit den Bewertungen beschäftigt. Und ein Dankeschön kommt immer gut an. Übrigens kann man aktuelle Mitarbeitende durchaus bitten, mal den eigenen Arbeitgeber zu bewerten. Selbstverständlich anonym und freiwillig! Dasselbe gilt für Bewerber und deren Sicht auf den Rekrutierungs-Prozess. Einfacher lässt sich Feedback kaum einholen.

Natürlich kostet all das Zeit und auch Geld, sofern es ein kostenpflichtiges Unternehmensprofil auf den Bewertungsplattformen sein soll. Letzteres ist aber für das Schreiben von Kommentaren nicht zwingend erforderlich. Allerdings wird ein erfolgreicher Umgang mit Arbeitgeberbewertungen nur dann funktionieren, wenn man selbst bereit ist, Kritik anzunehmen. Wir alle wissen, dass das nicht immer leicht ist. Hier wird so mancher Arbeitgeber über seinen eigenen Schatten springen müssen, falls er wirklich etwas ändern will. Denn schlechtes Verhalten der Unternehmensführung ist ein häufiger Kritikpunkt auf kununu & Co.

Foto: Pixabay

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