Digitalisierung im Personalwesen

Willkommen im Jahr 2020. Wir stehen nicht nur am Anfang eines neuen Jahres, sondern an der Schwelle zu einem neuen Jahrzehnt. Und wie immer zu solchen Anlässen ist es Usus, gute Vorsätze zu fassen und neue Trends auszurufen. Aus diesem Grund lassen wir es uns nicht nehmen, einmal genauer hinzuschauen. Was also kommt in Zukunft auf den Personalbereich zu? People Analytics, Machine Learning, agiles Arbeiten – das sind Schlagworte, auf die man dabei immer wieder stösst. All das gäbe es nicht ohne – Sie ahnen es sicher schon – Digitalisierung! Zugegeben, der Megatrend Digitalisierung begleitet uns ja nicht erst seit gestern. Aber inwieweit hat der digitale Wandel bei den Personaldienstleistern tatsächlich Einzug gehalten?

Let’s go online!

Auf jeden Fall ist die Digitalisierung aus dem Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken. Schon allein die Tatsache, dass sich die Jobsuche immer stärker in den Online-Bereich verlagert, zwingt auch Personaldienstleister dazu, sich mit digitalen Technologien auseinanderzusetzen. Doch es geht nicht nur um neue Recruiting-Methoden, wie etwa beim Active Sourcing. Laut einer swissstaffing Studie* hat es in den vergangenen Jahren bei mehr als der Hälfte der Schweizer Personaldienstleister Digitalisierungsprojekte gegeben. Hierbei war einer der Hauptgründe, einen Mehrwert für Unternehmenskunden zu schaffen. Daneben wollen die Dienstleister attraktiver für Bewerber sein und auch interne Prozesse optimieren.

Der Fokus liegt vor allem auf dem Angebot digitaler Zusatzservices. Dazu gehören unter anderem ein papierloser Bewerbungsprozess sowie eine elektronische Lohnbuchhaltung und Arbeitszeiterfassung. Die Einführung komplett neuer digitaler Dienstleistungen, beispielsweise in Form einer reinen Online-Vermittlungsplattform, hatte bisher weniger Relevanz. Möglicherweise wird sich das in Zukunft aber ändern. Zumindest dann, wenn die Gig Economy weiter an Bedeutung gewinnen sollte.

Digitalisierung – leicht gesagt, schwer gemacht?

Bei allem Willen zur Veränderung gibt es auch einige Stolpersteine auf dem Weg in die digitale Zukunft. Allen voran steht der finanzielle Aspekt. Scheitert ein Projekt, liegt das häufig an den zu hohen Kosten. Kein Wunder, im Bereich der Temporärarbeit ist die Konkurrenz gross und die Gewinne entsprechend gering. Aber Soft- und Hardware kosten und auch IT-Dienstleister arbeiten nicht umsonst. Somit stehen vor allem kleinere Unternehmen vor dem Problem, keine ausreichenden Mittel für Investitionen in diesem Bereich zu haben. Weitere Hindernisse liegen zudem bei den Kunden und den Temporärarbeitenden selbst. Und zwar, wenn es dort an der nötigen Infrastruktur fehlt, um digitale Angebote überhaupt nutzen zu können. Ausserdem müssten auch gesetzliche Rahmenbedingungen angepasst werden, um das digitale Potenzial voll ausschöpfen zu können.

Trotz aller Probleme ist die Mehrheit der Personaldienstleister davon überzeugt, dass die Digitalisierung die Zukunft der Temporärbranche massgeblich beeinflussen wird. Dennoch scheint sie längst nicht die überragende Rolle zu spielen, die ihr zugesprochen wird, wenn man über allerlei neue Trends liest. Das bedeutet aber auch, dass die Personaldienstleister vor grossen Aufgaben stehen. Sind sie bereit, die sich ändernden Anforderungen zu meistern? Was können sie tun, um nicht auf der Strecke zu bleiben?

Digitalisierung um jeden Preis?

Ein wichtiger Aspekt dabei ist, sich bewusst zu machen, dass man nicht digitalisiert, weil alle das machen. Sondern ein Projekt sollte man sorgfältig und gegebenenfalls langfristig planen. Was passt zu meinem bisherigen Angebot? Wodurch unterscheide ich mich vom Wettbewerb? Was erwarten meine Kunden? Welche Ressourcen stehen zur Verfügung? Brauche ich einen externen IT-Partner und wenn ja, wo finde ich den? Das sind beispielsweise Fragen, die den Grundstein für ein mögliches Projekt legen können. Zudem ist es von grosser Bedeutung, sowohl Kunden als auch die eigenen Mitarbeitenden in die Planung einzubeziehen. Immerhin geht es ja nicht bloss um die Anschaffung des Produktes XY. Sondern im weitesten Sinne um eine Neuausrichtung im eigenen Betrieb. Und Feedback ist eine mächtige Waffe, um Ideen zu sammeln und Bedürfnisse zu erkennen.

Es gibt auch Stimmen, die behaupten, der Personalberater selbst werde digital. Die künstliche Intelligenz im Recruiting komme und löse den Menschen im Bewerbungsprozess ab. Deshalb besinnen Sie sich, aller Digitalisierung zum Trotz, immer auf Ihre Kernkompetenzen. Den persönlichen Kontakt, die Erfahrung und das viel gerühmte «Bauchgefühl» bei der Personalauswahl wird kein Computer und keine App ersetzen können. Betrachten Sie Digitalisierungsmassnahmen als Unterstützung, nicht als Konkurrenz. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein erfolgreiches neues Jahr!

*swissstaffing-Studie 2018 «Personaldienstleister»

Foto: Pixabay

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