Flexible Arbeitszeit: Überblick, Pro & Contra

Early Bird oder Nachteule? Während der eine frühmorgens um acht am produktivsten ist, kommt ein anderer erst nach 21 Uhr so richtig in Fahrt. Die Forschung weiss: Jeder Mensch hat seine ganz eigene, individuelle Leistungskurve. Dumm nur, dass die nicht immer so recht zum Nine-to-five-Job passen will. Eine flexible Arbeitszeitgestaltung kann Mitarbeitenden die Chance geben, dann zu arbeiten, wenn sie wirklich effektiv sind. Aber nicht nur deswegen sind flexible Arbeitszeitmodelle immer mehr im Kommen. Gerade in der Corona-Phase hat sich die flexible Arbeitszeit als besonders wirkungsvoll erwiesen, um Platz für Remote Work zu schaffen und hohe Personalkonzentrationen am Arbeitsplatz zu vermeiden. Sind weitestgehend frei einteilbare Arbeitszeiten damit richtungsweisend für die Zukunft?

Was ist eine flexible Arbeitszeit genau?

Ein Arbeitsvertrag beinhaltet immer auch Regelungen über die zu leistende Arbeitszeit. Dabei ist in der Schweiz grösstenteils die 40 bzw. 42 Stundenwoche bei einem 8-Stunden Tag Usus. Oft sind darüber hinaus sowohl Arbeitsbeginn wie -ende fix. Das heisst, der Arbeitnehmende muss innert dieses festen Zeitrahmens seine Arbeitsleistung erbringen. Doch schon seit längerem lässt sich hier eine Trendwende beobachten.
Flexible Arbeitszeit (kurz: Flexzeit) bedeutet, in gegenseitigem Einvernehmen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmendem von einer starren Arbeitszeitregelung abzuweichen – sofern die insgesamt vereinbarte Arbeitszeit eingehalten wird. Das ist deshalb so beliebt, weil es Freiräume schafft und besser zu den Anforderungen einer modernen Arbeitswelt passt. Mittlerweile gilt eine flexible Arbeitszeitgestaltung sogar als Wettbewerbsvorteil für Unternehmen.

Welche flexiblen Arbeitszeitmodelle gibt es?

Die Möglichkeit, flexibel zu arbeiten, besteht in ganz verschiedenen Konstellationen. Teilweise treten Parallelen bei den jeweiligen Modellen auf. Sie können sich überschneiden oder mehrere Varianten vereinen. Flexible Arbeitszeitregelungen gibt es zum Beispiel im Rahmen von:

Gleitzeit

Wenn es um flexible Arbeitszeit geht, war das Gleitzeitmodell sicherlich ein Vorreiter. Arbeitnehmende sind bei dieser Form innerhalb eines Zeitrahmens frei, wann sie mit der Arbeit beginnen und wann sie sie beenden. Eine Anwesenheits- bzw. Arbeitspflicht besteht allerdings während der sogenannten Kernarbeitszeit. Dieses Modell ist unter anderem bei Behörden recht beliebt.

Teilzeit

Unterschreiten die vereinbarten Arbeitsstunden das Pensum einer Vollzeitstelle, spricht man von Teilzeit. Zu den flexiblen Arbeitszeitmodellen zählt das Teilzeitmodell, weil die Stunden in der Regel variabel auf beliebige Tage verteilt werden können. So lassen sich 20 Wochenstunden an 2 Tagen zu 10 Stunden oder an 5 Tagen zu 4 Stunden ableisten. Teilzeitarbeit hat in den vergangenen Jahren sehr stark zugenommen und es sind vor allem Frauen, die einen Teilzeitjob haben.*

Schichtarbeit

Auf den ersten Blick so gar nicht flexibel erscheint die Schichtarbeit. Schliesslich sind die Arbeitsstunden pro Schicht sowie Schichtbeginn und -ende festgelegt. Die Flexibilität liegt hier eindeutig auf Seiten der Unternehmen, die den Arbeitstag im Zwei- oder Dreischichtsystem fahren können. Dabei steht insbesondere die bestmögliche Auslastung von Produktionsmitteln im Vordergrund. Aber auch im Dienstleistungssektor breitet sich Schichtarbeit aus. Etwa im Rahmen eines Rund-um-die-Uhr-Kundenservice.

Jahres- und Lebensarbeitszeit

Ein noch relativ neues Modell, was in der Schweiz aber schon vielfach erfolgreich praktiziert wird, ist die Jahresarbeitszeit. Das Arbeitspensum wird nicht Tage- oder Wochenweise betrachtet, sondern aufs ganze Jahr hinaus. Diese Variante ist für Branchen sehr interessant, die saisonale Auftragsspitzen haben oder auch im Rahmen von Projektarbeit. Mitarbeitende arbeiten zu Hochzeiten mehr und sammeln die Überzeiten auf einem Zeitkonto. Ein Zeitplus kann dann – je nach Vereinbarung – ausbezahlt, in Freizeit umgewandelt oder einem Lebensarbeitszeitkonto gutgeschrieben werden. Solche Lebensarbeitszeitskonten klettern auf der Beliebtheitsskala ebenfalls. Denn sie lassen sich für längere Auszeiten, einen Bildungsurlaub oder eine vorzeitige Pensionierung nutzen.

Homeoffice

Streng genommen bildet die Option aufs Homeoffice für sich allein noch kein flexibles Arbeitszeitmodell. Immerhin kann man auch für die Arbeit von zuhause einen festen Zeitrahmen vorgeben. Wer aber schon mal im Homeoffice gearbeitet hat, weiss wie unrealistisch das ist – vor allem derzeit, wo viele zusätzlich ihre Kinderbetreeung daheim stemmen müssen. Deshalb gehört eine flexible Arbeitszeit beim Homeoffice meist mit dazu.

Warum flexible Arbeitszeitmodelle?

Globalisierung und Digitalisierung haben zu grossen Veränderungen geführt. Mit Kunden in aller Welt sind viele Unternehmen darauf angewiesen, auch ausserhalb der üblichen Arbeitszeiten am eigentlichen Standort erreichbar zu sein. Produktion bringt nur Gewinn, wenn sie nicht stillsteht. Neue Technologien und neue Arbeitsformen verlangen von Mitarbeitenden zunehmend mehr Flexibilität im Beruf.
Auf der anderen Seite sind es die Arbeitnehmenden selbst, die inzwischen andere Anforderungen an ihren Job haben. Eine gute Work-Life-Balance und die Vereinbarkeit von Karriere und Familienplanung bilden einen festen Bestandteil in einem erfüllten Arbeitsleben. Die flexible Arbeitszeitgestaltung ist eines der Mittel, sowohl Unternehmensinteressen als auch Mitarbeiterwünsche unter einen Hut zu bringen.

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Welche Vor- und Nachteile hat die flexible Arbeitszeit?

Wer frei entscheiden kann, wann der Arbeitstag beginnt und endet, hat weitaus mehr Spielraum bei der Erledigung privater Dinge. Was ja nicht ganz unerheblich ist, wenn beispielsweise Arztbesuche und Behördengänge anstehen oder die Kita schon um vier dichtmacht. Mehr Zeit für sich selbst, für Familie und Hobbies – das haben Teilzeitkräfte allemal. Und auch die Nachteulen und Early Birds profitieren von Flexzeiten. Insgesamt betrachtet erhöhen flexible Arbeitszeiten die Mitarbeiterzufriedenheit und sind mitunter ein entscheidender Faktor bei der Jobsuche. Unternehmen wiederum können sich besser auf saisonale oder marktbedingte Auftragsschwankungen einstellen. Also eine Win-win-Situation für alle Beteiligten?

Leider ist das nicht der Fall. Denn wie sooft, gibt es an dieser Stelle genauso Nachteile. So bringt ein Teilzeit Job eben kein volles Gehalt. Das kann in Zukunft grosse Probleme verursachen, weil die späteren Pensionsansprüche geringer ausfallen. Teilweise warnen Experten vor einer drohenden Altersarmut. Es ist mittlerweile auch erwiesen, dass Mitarbeitende im Homeoffice häufig mehr arbeiten, als sie müssten. Hier kann schnell Überforderung entstehen – zumal Vorgesetze in vielen Fällen immer noch eine ständige Erreichbarkeit erwarten. Schichtarbeit – insbesondere bei Nachtschichten – läuft dem menschlichen Biorhythmus zuwider. Auf lange Sicht gehen damit gesundheitliche Probleme einher und das Familienleben leidet darunter. Ausserdem ist eine flexible Arbeitszeitgestaltung mit zusätzlichem Arbeitsaufwand im Hinblick auf die Arbeitszeiterfassung verbunden.

Wie sollte eine flexible Arbeitszeitregelung aussehen?

Eines vorweg: Ein Patentrezept kann es kaum geben, weil die Gegebenheiten eben überall unterschiedlich sind. Flexible Arbeitszeitmodelle lassen sich nicht nach Belieben in jedem Unternehmen realisieren. Wer auf flexible Arbeitszeit setzen will, muss einerseits unternehmerische Belange berücksichtigen und andererseits die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden im Blick haben. Das ist nicht immer leicht und erfordert eine vorausschauende Planung. Arbeitszeitkonten zu führen, bildet eine wichtige Grundlage für die Organisation und schafft den Rahmen für Gestaltung und Steuerung der Flexzeiten. Dank Digitalisierung stehen mittlerweile verschiedene Tools zur Verfügung, die die Zeiterfassung erheblich vereinfachen. Vor allem aber kommt eine flexible Arbeitszeitregelung nicht ohne gegenseitiges Vertrauen aus. Stimmen aber die Voraussetzungen, sind flexible Arbeitszeiten ein wirksames Instrument, um dem Wandel in der Arbeitswelt zu begegnen.

Foto: Pixabay.com | Joseph Murcia

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