Im Homeoffice durch die Krise?

Bislang hat in der Schweiz rund ein Fünftel der Erwerbstätigen, zumindest gelegentlich, von zuhause aus gearbeitet. Das sind ungefähr eine Million Menschen. Allerdings leisteten davon nur circa 138.000 mehr als 50 % ihrer Arbeitszeit in den eigenen vier Wänden ab.* Gemeint ist hier die sogenannte Telearbeit im Homeoffice. Dabei bedeutet Teleheimarbeit, dass ein Datenaustausch zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber über das Internet stattfindet. Aber diese Zahlen werden sich angesichts der derzeitigen Lage rapid verändern. Denn die rasante Ausbreitung des Covid-19 Virus zwingt uns dazu, unsere direkten zwischenmenschlichen Kontakte weitestgehend einzuschränken.

Das Heimbüro als Krisenoption

Dazu gehört eben auch, von zuhause aus arbeiten, wann immer es nur geht. Immerhin ist das, dank Digitalisierung, in vielen Bereichen möglich. Jedenfalls dann, wenn die technischen Voraussetzungen gegeben sind. Trotzdem birgt die Arbeit im Homeoffice einige Herausforderungen. Vor allem für diejenigen, die bisher keinerlei Erfahrungen damit haben. Das fängt schon damit an, dass es in der Schweiz kein Recht auf Homeoffice gibt. Mit anderen Worten, ein Arbeitnehmer kann nicht verlangen, von zuhause aus arbeiten zu dürfen. Wohingegen der Arbeitgeber das umgekehrt, ausser bei Vorliegen einer Notsituation, nicht einfach anordnen kann. Und von einer Notsituation darf man dieser Tage wohl mit Fug und Recht sprechen. Deshalb haben sich viele Unternehmen dafür entschieden, ihre Mitarbeitenden vorübergehend zuhause arbeiten zu lassen.

Welche Regeln gelten im Homeoffice?

Sicherlich ist das eine gute Entscheidung. Aber plötzlich Homeoffice? Viele sind darauf ja gar nicht eingestellt. Klar, die meisten Menschen haben auch daheim einen Schreibtisch. Doch eignet der sich überhaupt als Arbeitsplatz? Welche Rechte und Pflichten bestehen eigentlich, wenn man in der eigenen Wohnung arbeiten muss? Weil weder Arbeitsgesetz noch Obligationenrecht gesonderte Regelungen zum Homeoffice enthalten, sind die dortigen Bestimmungen entsprechend anzuwenden. Zudem gilt, was im Einzelarbeitsvertrag vereinbart ist. Dennoch, im Heimbüro tätig zu sein, ist nicht dasselbe, wie am gewohnten Arbeitsplatz zu sitzen. Aus diesem Grund ist es angebracht, bestimmte Eckpunkte abzuklären und auch vertraglich festzuhalten. Etwa, wie die Erfassung der Arbeitszeit gestaltet oder die Arbeitsleistung nachgewiesen werden soll. Wichtige Hinweise hierzu und weitere Informationen bietet die Broschüre «ARBEITEN ZU HAUSE» des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO).

Arbeiten im Homeoffice braucht Vertrauen und Disziplin

Aber nicht nur rechtliche Fragen stehen auf einmal im Raum. Arbeiten von zuhause aus erfordert sehr viel Selbstdisziplin und ein hohes Mass an Eigenmotivation. Zwar ist es möglich, ein Laptop aus dem Büro mitzunehmen, die Struktur, die der gewohnte Arbeitsplatz bietet, jedoch nicht. Das kann dazu führen, dass man sich schnell in anderen Dingen als den eigentlichen Aufgaben verliert. Schliesslich überprüft ja keiner, ob man anstelle E-mails zu beantworten gerade die Waschmaschine befüllt oder Blumen giesst.

Daher raten Experten dazu, dem Arbeitstag zuhause eine eigene Struktur zu verleihen. Beispielsweise nicht länger im Bett zu bleiben, weil man ja Wegezeit spart. Solche und andere Tipps, die man zurzeit überall im Internet findet, kann man sich sicher zu Herzen nehmen. Jedoch lassen sie sich nicht 1:1 auf jedermann übertragen. Immerhin sind die individuellen Gegebenheiten ja ganz verschieden. Hier eine eigene Strategie zu finden, wird mit Sicherheit nicht von heute auf morgen gelingen.

Hinzu kommt, dass Arbeit im Homeoffice mit einem gewissen Kontrollverlust einhergeht. Etwas, was vielen Arbeitgebern und Führungskräften Unbehagen bereitet. Jedenfalls war das in der Vergangenheit mit ein Grund, weshalb es in manchen Unternehmen bisher keine Homeoffice Optionen gab. Und das, obwohl die Rahmenbedingungen vorhanden wären. Nun scheint ausgerechnet die Coronakrise ein Umdenken zu erzwingen. Um dezentral effektiv arbeiten zu können, muss gegenseitiges Vertrauen das Verhältnis zwischen Mitarbeitenden und Führungsebene bestimmen. Vielleicht bietet sich ja gerade jetzt die gute Gelegenheit, die eigene Mitarbeiterführung einmal genau unter die Lupe zu nehmen.

Chancen nutzen

Unabhängig von der momentanen Lage bietet Heimarbeit durchaus einige Vorteile. Der Arbeitsweg entfällt, was der Umwelt und dem eigenen Zeitkonto zugute kommt. Es gibt viele, die zumindest zeitweise, gerne von zuhause aus arbeiten. Dabei schätzen sie die Flexibilität und gewisse Freiheiten, die man daheim hat. Zudem haben Studien gezeigt, dass Mitarbeitende im Homeoffice produktiver sind. Das wiederum kommt natürlich dem Unternehmen zugute. Wer jetzt in der Krise für sich feststellt, dass er im Heimbüro gut arbeitet, möchte das vielleicht auch in Zukunft öfter tun. Eventuell ist die Zeit gekommen, die entsprechenden gesetzlichen Grundlagen dafür zu schaffen.

Obschon man nicht vergessen darf, dass Homeoffice nicht für alle möglich ist – für Personaldienstleister bietet sich die Chance allemal. Auch wenn die wirtschaftliche Situation derzeit kritisch ist, das Internet als wichtige Recruiting- und Kommunikationsquelle steht offen. Genauso lassen sich Kunden- und Kandidatenkontakte per Telefon und Videokonferenz pflegen. Deshalb schicken Sie Ihre Mitarbeitenden und sich selbst nach Hause, wenn Sie können. Halten Sie untereinander virtuellen Kontakt und bleiben Sie gesund!

* BFS – Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (SAKE) 2018

Foto: Pixabay

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