Lohntransparenz Schweiz: So profitieren Sie als Arbeitgeber

Sich von alten Gewohnheiten zu lösen, fällt mitunter schwer. Dazu gehört beispielsweise die Abkehr von der Devise: «Über Geld spricht man nicht». Ein geflügeltes Wort, das erst recht im Arbeitsleben gilt. Noch immer bewahren die meisten Schweizer Unternehmen und ihre Mitarbeitenden Stillschweigen, wenn es um die Frage des Salärs geht. Dafür mag es gute Gründe geben, doch ebenso viele Gründe sprechen für mehr Lohntransparenz in der Schweiz. Erfahren Sie in diesem Artikel, welche Vorteile ein transparentes Lohnsystem für Sie als Arbeitgeber bringen kann.

Was bedeutet Lohntransparenz und wozu dient sie?

Lohntransparenz bedeutet, dass ein Unternehmen die Löhne seiner Mitarbeitenden offenlegt und kein Geheimnis daraus macht, wer wie viel verdient bzw. wie die Verdienstchancen für eine bestimmte Position sind. Dadurch werden Löhne unmittelbar miteinander vergleichbar. Den Lohn transparent zu machen, gilt als eines der Mittel hin zu mehr Lohngerechtigkeit durch Equal Pay – also gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit, was hierzulande bei weitem keine Selbstverständlichkeit ist.

Mit Lohntransparenz gegen den Gender Pay Gap

Insbesondere dient Lohntransparenz dem Kampf gegen geschlechtsspezifische Lohndiskriminierung. Obwohl das Bundesgesetz zur Gleichstellung von Frau und Mann (Gleichstellungsgesetz, GIG) vor jeglicher Diskriminierung im Erwerbsleben schützen soll, gibt es auch in der Schweiz einen «Gender Pay Gap». Das heisst, im Durchschnitt verdienen Frauen weniger als Männer. Diese Lücke lässt sich zwar überwiegend damit erklären, dass Frauen mehr in Teilzeit und in schlechter bezahlten Berufen arbeiten, aber es gibt dennoch einen blinden Fleck. Denn Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Frau selbst bei gleichwertiger Qualifikation und Tätigkeit nicht immer den gleichen Lohn bekommt wie ein Mann. Durch Lohntransparenz werden solche Lücken offenbar und Grundlagen geschaffen, Lohnanpassungen vorzunehmen und dadurch für die angestrebte Lohngerechtigkeit zu sorgen.

Wie steht es um die Lohntransparenz in der Schweiz?

In Sachen Lohntransparenz nimmt die Schweiz im internationalen Vergleich bislang keine Vorreiterrolle ein. Eine gesetzliche Verpflichtung, Löhne offenzulegen, besteht nicht. Doch es kommt mehr Bewegung in das Thema. Aufgrund einer Anpassung des Gleichstellungsgesetzes müssen Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitenden seit dem 01.07.2020 regelmässig Lohngleichheitsanalysen durchführen und diese unabhängig überprüfen lassen. Das Gesetz legt allerdings keinerlei Sanktionen fest, wenn ein Unternehmen die Lohngleichheitsanalyse unterlässt und die Einhaltung der Vorschrift wird generell kaum kontrolliert.

Anders künftig in der Europäischen Union, wo die Mitgliedsstaaten angehalten sind, innert drei Jahren die seit dem 06.06.2023 geltende EU Richtlinie zur Lohntransparenz (EU 2023/970) umzusetzen. Die Lohntransparenz Richtline weitet die Arbeitgeberpflichten aus, sieht Sanktionen vor und erleichtert die Durchsetzung von Lohnanpassungen für Betroffene.
Nun ist die Schweiz kein EU Mitglied, aber der Equal Pay International Coalition (EPIC) angeschlossen, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Grundsatz «Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit» bis 2030 zu realisieren. Die Transparenz beim Salär ist ein wichtiger Schritt dorthin.

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Lohntransparenz in der Schweiz: Pro- & Contraargumente

Mittlerweile sind bereits einige Unternehmen dazu übergegangen, ihre Lohnstrukturen offenzulegen. Trotzdem sind transparente Löhne in der Schweiz immer noch die Ausnahme, denn das Thema wird durchaus kontrovers diskutiert. Zum einen könne man gar nicht alle Löhne genau beziffern, denn gerade Positionen im Management werden zum Teil variabel vergütet. Zum anderen entstünden Konflikte und Neid unter den Mitarbeitenden, wenn einige sich trotz ähnlicher Aufgaben schlechter bezahlt fühlen. Auch das Argument, transparente Lohnobergrenzen könnten gerade Talente und High Performer abschrecken und zu Wettbewerbsnachteilen führen, wird hier in die Waagschale geworfen.

Auf der anderen Seite berichten Unternehmen, die auf Lohntransparenz in der Schweiz setzen, von einem verbesserten Betriebsklima und von einer positiven Resonanz auf Bewerberseite. Wenn Mitarbeitende wissen, unter welchen Voraussetzungen sie wie viel verdienen können, würden unnötige Lohnverhandlungen vermieden. Transparenz in Salärfragen sorgt ebenfalls dafür, eine Ungleichbehandlung von vornherein auszuschliessen.

Lohntransparenz Schweiz Vorteile

  • Steigerung der Mitarbeiterloyalität
  • Realistische Basis für Lohnverhandlungen
  • Positive Signalwirkung nach aussen
  • Vereinfachte Rekrutierung

Lohntransparenz Schweiz Nachteile

  • Konflikte unter Mitarbeitenden
  • Verletzung der Privatsphäre durch Offenlegung von Löhnen
  • Wettbewerbsnachteile durch Lohnanpassungen und Fluktuation
  • Abschreckung von Leistungsträgern

Fakt ist: Offenheit in Lohnfragen ist ein Schritt hin zu mehr Gleichbehandlung im Erwerbsleben und ausserdem eng verflochten mit der Unternehmenskultur. Letztere ist in den vergangenen Jahren zu einem weiteren wichtigen Faktor bei der Arbeitgeberwahl geworden. Damit bietet Lohntransparenz Ihnen einige entscheidende Vorteile bei der Rekrutierung von Mitarbeitenden und genauso bei der Mitarbeiterbindung.

Löhne offenlegen: Welche Möglichkeiten gibt es?

In Norwegen und Schweden wird Lohntransparenz schon seit Langem praktiziert. In Norwegen ging man sogar so weit, die Löhne aller Bürger öffentlich zu machen. Das hatte eine Wechselwelle von Wenigverdienern in besser bezahlte Jobs zur Folge, zog dann aber einen Anstieg der Löhne in den unteren Lohngruppen nach sich. Ein solches Vorgehen scheint in der Schweiz undenkbar und ist auch nicht unbedingt notwendig. Es hat sich nämlich gezeigt, dass Mitarbeitende vor allem daran interessiert sind, zu erfahren, anhand welcher Parameter die individuellen Löhne zustande kommen.

Transparenz bei der Lohnstruktur

Dies bedeutet, nachvollziehbar darzulegen, nach welchen Kriterien sich die Löhne bemessen. Bestimmende Faktoren hierbei sind z.B. Unternehmensstandort, Ausbildung, Berufserfahrung, Seniorität, spezielle Qualifikationen und Gewichtung von Aufgabenbereichen. Man spricht auch von prozeduraler Lohntransparenz. Jeder Mitarbeitende kann, wenn er diese Kriterien kennt, einschätzen, ob sein Lohn innert der bestehenden Lohnstrukturen gerechtfertigt ist.

Lohnbänder und Reallöhne

Die distributive Lohntransparenz bezieht sich auf den individuellen Lohn – entweder durch die Nennung von Lohnbändern oder des Reallohns. Bei Lohnbändern wird sowohl Mindest- als auch Maximalverdienst für alle Funktionen und Positionen im Unternehmen bekannt gemacht. Der Reallohn gibt an, wer genau exakt wie viel verdient, geht in punkto Transparenz also am weitesten.

Durch Lohntransparenz bei der Rekrutierung profitieren

Transparenz schafft Vertrauen und gerade Transparenz in Lohnfragen kann zu besseren Recruiting-Erfolgen beitragen. Das Salär ist einer der ausschlaggebenden Punkte bei der Jobwahl. Klarheit beim zu erwartenden Lohn spricht insbesondere Bewerber an, die sich realistisch einschätzen können und ernsthaft interessiert sind. Wenn Sie also die Verdienstmöglichkeiten in Ihrem Unternehmen bereits im Bewerbungsprozess offen kommunizieren, steigern Sie Ihre Chancen, die passenden Bewerber zu erreichen. Verkürzen Sie zusätzlich die Time-to-hire, indem Sie schon in Ihren Stellenausschreibungen konkrete Angaben zum Lohn machen.

Die Vorteile von Lohnangaben in Stellenanzeigen

Im Nachbarland Österreich sind Gehaltsangaben in Stellenanzeigen seit 2011 sogar Pflicht. Alle Arbeitgeber, die Stellenauschreibungen in Österreich veröffentlichen wollen, müssen jedes Angebot mit einer Gehaltsangabe zum Mindestentgelt versehen – also, die Vergütung, die man mindestens erwarten darf. Das Mindestentgelt mag nicht unbedingt eine marktrealistische Größe sein, aber es ist eine Orientierungshilfe, denn die Stellenausschreibungen enthalten üblicherweise einen Zusatz wie: «Überzahlung je nach Qualifikation und Erfahrung möglich». Ein Signal an Bewerber, dass sie immer nach oben verhandeln können.

Schaut man sich auf dem Schweizer Stellenmarkt um, sind Lohnangaben in Stellenanzeigen eher die Ausnahme. Viele Unternehmen glauben, Bewerber eher abzuschrecken, wenn sie das Salär publik machen. Dabei ist eher das Gegenteil der Fall. Lohninformationen schon in der Ausschreibung bieten Jobinteressenten eine erste Orientierung, was sie für ihre Arbeit erwarten dürfen und sind ein zusätzlicher Anreiz, sich zu bewerben. Sie können deshalb:

  • im Vorfeld jene Bewerber ausschliessen, die ohnehin zuviel erwarten.

  • mehr passende Bewerbungen generieren.

  • Zeit sparen, weil Sie unrealistische Lohnverhandlungen vermeiden.

  • das Vertrauen in Sie als Arbeitgeber stärken, weil Sie offen mit Lohnfragen umgehen.

Noch steht die Mehrheit der Schweizer Unternehmen dem Thema Lohntransparenz eher skeptisch gegenüber. Doch wird der Wunsch nach mehr Offenheit in Bezug auf die Vergütung bei Arbeitnehmenden – vor allem in den jüngeren Genrationen – stärker. Und der Druck wächst zusätzlich dadurch, dass immer mehr Lohninformationen auf Vergleichsportalen im Internet verfügbar sind. Vielleicht ist Lohntransparenz in der Schweiz schon in naher Zukunft kein Fremdwort mehr.

Beitragsbild: pexels.com // Karolina Grabowska (Kaboompics.com)

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