Das Mitarbeiterempfehlungsprogramm im Recruiting
Kunden werben Kunden – das kennt sicherlich jeder. Banken, Versicherungen und andere Unternehmen nutzen dieses Konzept zur Neukundengewinnung bereits seit langem. Aber wie sieht es mit einem Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter Programm zur Neubewerbergewinnung aus? Auch Recruitingprozesse unterliegen einem stetigen Wandel. Heutzutage genügt es nicht mehr, einfach eine Stellenanzeige aufzugeben und abzuwarten, dass der richtige Kandidat zur Tür hereinspaziert.
Denn Fachkräfte und Top-Talente sind begehrt und entsprechend schwer zu finden. Als Unternehmen muss man sich inzwischen einiges einfallen lassen, um solche gefragten Kandidaten zu gewinnen. Daher kann ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm eine sinnvolle Ergänzung der eigenen Recruiting-Strategie sein.
Was bedeutet Mitarbeiter empfehlen Mitarbeiter konkret?
Die Idee dahinter ist im Grunde recht simpel. Mitarbeiter empfehlen ihren eigenen Arbeitgeber im Bekannten- und Freundeskreis. Wir sind vernetzt wie nie zuvor. Jeder Mitarbeiter hat Kontakte, die wiederum Kontakte haben. Wenn ein Mitarbeiter ein Stellenangebot seines Unternehmens in seinen eigenen sozialen Netzwerken teilt, erhöht sich die Reichweite des Angebots enorm. Zugleich geht man davon aus, dass diese Kontakte zumeist Menschen mit ähnlichen Fähigkeiten, Interessen und Wertevorstellungen sind. Das bedeutet, dass ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm aller Wahrscheinlichkeit nach Kandidaten in den Bewerber- oder Talentpool spült, die gut zum Unternehmen passen. Für eine erfolgreiche Empfehlung bekommt der Mitarbeiter dann eine Belohnung. Also ein Win-win für alle Beteiligten.
Die Grundlagen für ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm
Die Erkenntnis, dass wir uns an Empfehlungen von Familie, Freunden und Bekannten orientieren, ist nicht neu. Und das gilt sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Fühlen sich Mitarbeiter im Job wohl, identifizieren sie sich mit dem Unternehmen und dessen Zielen. So können sie quasi zum Botschafter der Arbeitgebermarke werden. Darum sind zufriedene Mitarbeiter die wichtigste Voraussetzung für ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm. Nur ein zufriedener Mitarbeiter wird eine positive Empfehlung aussprechen.
Um diese Zufriedenheit zu erreichen, muss die eigene Unternehmenskultur mit den Wünschen und Zielen der Mitarbeiter übereinstimmen. Hilfreiche Instrumente, um die Mitarbeiterzufriedenheit zu messen, können entsprechende Fragebögen sowie regelmäßiges Feedback sein. Aber auch Arbeitgeberbewertungsportale im Netz geben Aufschluss darüber, wie es um die Stimmung im Unternehmen bestellt ist. Zugleich kann man so die Empfehlungsbereitschaft der eigenen Mitarbeiter ermitteln. Sind gute Voraussetzungen da, können die eigenen Mitarbeiter als wirksame Multiplikatoren fungieren.
Welche Vorteile bietet ein solches Programm und welche Nachteile gibt es?
Die Vorteile liegen auf der Hand. Zum einen kennt der Empfehler den Kandidaten. Er kann beurteilen, ob dieser grundsätzlich zum Unternehmen passen wird. Zum anderen ist der Kandidat bereits mit dem Unternehmen vertraut. Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch der notwendige Cultural Fit vorhanden ist. Außerdem gibt es durch den Empfehler ein bekanntes Gesicht am neuen Arbeitsplatz, wodurch die Einarbeitungsphase leichter fällt und schneller abläuft. Häufig fühlt sich der Empfehler verantwortlich und wird dem neuen Kollegen helfen, sich rasch ins Team zu integrieren. Nicht zuletzt gelten über eine Empfehlung gewonnene Mitarbeiter als loyaler. Ein wichtiger Aspekt zur Vermeidung von Mitarbeiterfluktuation. Je nach Massnahme kann ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm auch die Kosten von Recruiting-Prozessen senken. Etwa indem die Schaltung regulärer Stellenanzeigen reduziert wird.
Ein oftmals angeführter Nachteil: Der Bewerberpool, der durch Mitarbeiterempfehlungen entsteht, ist zu homogen. Denn Mitarbeiter empfehlen Kandidaten, die ihnen selbst ähnlich sind. Die einen vergleichbaren Background haben und der gleichen sozialen Schicht entstammen. Darunter leidet letztendlich die Vielfalt innerhalb der Mitarbeiterschaft. Dies wiederum kann sich negativ auf die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens auswirken. Immerhin sind vielen Untersuchungen zufolge gut gemischte Teams am effektivsten. Aus diesem Grund sollte ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm nicht das einzige Recruiting-Standbein sein.
Wie kann man ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm sinnvoll gestalten?
Dennoch bietet die Strategie Mitarbeiter werben Mitarbeiter weit mehr Vorteile. Darum sollte man sich diese alternative Möglichkeit, Kandidaten zu gewinnen, nicht entgehen lassen. Ein entsprechendes Programm muss natürlich gut geplant und strukturiert werden. Welche Art von Prämie sollen Mitarbeiter für eine erfolgreiche Kandidatenvermittlung bekommen? Hier stehen im Wesentlichen Geldprämien im Vordergrund. Diese kann man beispielsweise nach Wichtigkeit staffeln. Sprich, für eine neu hinzugewonnene Führungskraft fällt die Prämie höher aus als für eine Sachbearbeiterposition. Auch Gutscheine sind ein beliebtes Belohnungsinstrument. Allerdings darf man hierbei nicht vergessen, dass ein materieller Anreiz schnell verpufft. Ist das Geld ausgegeben, ist es vergessen.
Lob und Anerkennung hingegen wirken nachhaltig. Eine besondere Erwähnung in der Mitarbeiterzeitung oder am „Schwarzen Brett“ kann ebenfalls ein guter Motivator sein. Genau wie eine direkte, ehrliche und herzliche Ansprache durch den Chef vor anderen Kollegen. Wofür man sich schlussendlich entscheidet, ist von Unternehmen zu Unternehmen individuell. Am Anfang mag es genügen, die Mitarbeiter ein neues Stellenangebot in deren Netzwerken teilen zu lassen. Auf lange Sicht ist aber der Einsatz einer speziellen Software angebracht. Im Netz findet man verschiedene Anbieter von Empfehlungssoftware-Programmen. Der Vorteil solcher Programme: Sie sind einfach zu bedienen und lassen sich gut verwalten. Außerdem berücksichtigen sie datenschutzrechtliche Anforderungen.
Fazit: Ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm kann einem Unternehmen Zugang zu völlig neuen Kandidatenkreisen verschaffen. Zugleich stärken die Empfehlungen das Unternehmensimage und die Arbeitgebermarke. Vor allem fühlen sich die eigenen Mitarbeiter in unternehmerische Entscheidungsprozesse eingebunden. Dies wiederum hat Einfluss auf Mitarbeiterloyalität, Mitarbeitermotivation und erhöht die Identifikation mit dem Unternehmen. Daher ist das Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter Programm eine wichtige und sinnvolle zusätzliche Recruiting-Maßnahme.
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