Stellenmarkt Schweiz – Rückblick auf die Entwicklung 2020
Wir wagen ihn – den Blick zurück auf das Jahr 2020 und die Entwicklung auf dem Stellenmarkt. Ein Jahr, welches von einschneidenden Ereignissen geprägt war, allen voran natürlich die Corona-Pandemie. Sie hat das gesamte gesellschaftliche sowie wirtschaftliche Leben nachhaltig beeinflusst und die Konjunktur ausgebremst. Die Stellenmarktentwicklung der vergangenen Monate verzeichnete einen deutlichen Rückgang an ausgeschriebenen Positionen. Wenn Unternehmen wegen der verschlechterten wirtschaftlichen Lage weniger Mitarbeitende suchen, wirkt sich das unmittelbar auch auf Personaldienstleister aus. Aber es waren nicht alle Bereiche gleichermassen betroffen – im Gegenteil. Jobfile hat das Anzeigenschaltverhalten analysiert und liefert anhand dessen einen Überblick zum Schweizer Stellenmarkt 2020. Wie sah es im Vergleich zum Vorjahr aus? In welchen Branchen bestand besonders grosser Bedarf an Fachkräften? Welche Entwicklungen gab es in der DACH-Region?
Der Stellenmarkt 2020 in der Schweiz im Vergleich zu 2019
Gerade die Temporärbranche musste bereits 2019 ein Minus bei den geleisteten Arbeitsstunden hinnehmen. Das lag an einer allgemein leicht abgeschwächten Konjunktur. Pandemiebedingt hat sich dieser Trend 2020 – trotz leichter Erholung im Herbst – deutlich verstärkt.* Doch nicht nur die Zahl der Arbeitsstunden ist zurückgegangen. Auch das Angebot an offenen Jobs auf dem Stellenmarkt fiel insgesamt geringer aus. Das zeigt der Vergleich kostenpflichtiger Stellenanzeigen aus 21 Print- und 15 Onlinemedien. Während zwischen Januar und Dezember 2019 knapp 1.3 Mio. Inserate in der Schweiz geschaltet wurden, waren es im gleichen Zeitraum 2020 nur ca. 850.000 – immerhin gut 34 Prozent weniger.
Stellenmarkt Schweiz 2019 in Zahlen:
● Anzahl Jobinserate: 1.289.009
● Offene Positionen insgesamt: 789.478
● Ausschreibende Unternehmen: 55.004
● Anzeigenumsätze in CHF: 303.537.120,00
Stellenmarkt Schweiz 2020 in Zahlen:
● Anzahl Jobinserate: 846.615
● Offene Positionen insgesamt: 524.007
● Ausschreibende Unternehmen: 49.740
● Anzeigenumsätze in CHF: 267.292.552,00
Monatliche Stellenmarkentwicklung Januar bis Dezember 2020
Bereits im Januar 2020, als Corona noch kein grosses Thema war, gab es am Anzeigenmarkt einen Rückgang um 13 Prozent im Vergleich zu Januar 2019. Ganz deutlich hat sich der erste «Lockdown» im Frühjahr bemerkbar gemacht. Noch nicht einmal 60.000 Jobinserate in den Monaten April und Mai 2020. Das sind jeweils über 50 Prozent weniger als im Vorjahr. Dieser ziemlich heftige Einbruch am Stellenmarkt ist sicher einer grossen Unsicherheit bei den Unternehmen geschuldet. Viele, gerade kleinere und mittlere Betriebe, haben aufgrund dringlicherer Probleme die Mitarbeitersuche hintenan gestellt. In den Sommermonaten und im Frühherbst konnte sich der Stellenmarkt aber wieder etwas erholen.
© Jobfile.ch | Analysezeitraum 01.01.2019 – 31.12.2020 | Quellenbasis: 21 Print, 15 Onlinemedien, RAV
Mit insgesamt 73.903 geschalteten Anzeigen war der September 2020 einer der anzeigenstärksten Monat seit Pandemiebeginn. Ab Oktober 2020 ging die Zahl der Stelleninserate wieder zurück. Traditionellerweise wird es zum Jahresende generell etwas ruhiger. Dass der Dezember daher meist den geringsten Anteil an Inseraten aufs Jahr betrachtet aufweist, ist durchaus normal. Ende 2020 kam jedoch der zweite «Lockdown» erschwerend hinzu, was diesen Effekt weiter angekurbelt hat. Im Vergleich mit dem Jahresbeginn konnte der Dezember 2020 letztendlich nur noch mit ca. halb so vielen Jobanzeigen aufwarten. Ohne Zweifel ein sehr schwieriges Jahr am Schweizer Stellenmarkt und für die Personaldienstleister.
Investment in Stellenanzeigen
Doch die Tatsache, dass 50 Prozent aller Jobinserate von Personaldienstleistern stammen, verdeutlicht einmal mehr: Sie sind, neben den RAV, ein wichtiger Partner der Unternehmen bei der Personalbeschaffung. Natürlich hat die allgemeine Entwicklung am Stellenmarkt vor der Personaldienstleistungsbranche nicht halt gemacht. Auch hier gab es im Vergleich zu 2019 negative Zahlen. 2020 konnten die Personaldienstleister 27 Prozent weniger Anzeigen platzieren. Aber ihr Anteil am Anzeigengesamtaufkommen ist nicht gesunken, sondern von 45 Prozent im Jahr 2019 um 5 Prozent gestiegen. Die Zahl der Stellenanzeigen von Personaldienstleistern ist damit in der Schweiz besonders hoch. In Deutschland beispielsweise sind es nur rund ein Viertel aller Inserate.**
Interessant ist vor allem noch ein Fakt: Das Investment in Stellenanzeigen war 2020 nach wie vor recht hoch. Zwar lagen die Anzeigenumsätze unterhalb derer von 2019, aber nur um 12 Prozent. Das bedeutet einen um zwei Drittel geringeren Rückgang als bei den Anzeigen selbst. Wenn Unternehmen trotz schwieriger Zeiten Geld für die Mitarbeitersuche ausgeben, ist das ein deutlicher Hinweis auf dringenden Personalbedarf. Und der liess sich nicht immer ohne weiteres decken. Denn von allen Inseraten wurden etwa 105.000 über die übliche Laufzeit hinaus verlängert. Zum Vergleich: 2019 waren es 138.000. Mithin kaum ein signifikanter Unterschied, legt man die Gesamtzahl aller Anzeigen zugrunde. Es scheint also Bereiche zu geben, wo es besonders schwierig ist, passende Mitarbeitende zu finden. Daran hat auch die Corona-Phase nichts geändert.
Welches waren die meistgesuchten Berufsgruppen 2020 in der Schweiz?
Anhand der Zahl ausgeschriebener Stellen lässt sich feststellen, welche Branchen 2020 besonders auf der Suche nach Personal waren. Allen voran steht dabei der Bereich Bauwesen und Handwerk. Trotz oder vielleicht sogar wegen Corona wurden offenbar viele Bauprojekte angestossen. Auffallend hoch gestaltete sich der Bedarf an qualifizierten Handwerkern. Mit mehr als 125.00 Stellenanzeigen hatte dieses Segment allein einen Anteil von 15 Prozent am gesamten Anzeigenmarkt. Stark nachgefragt waren auch technische Berufe. Um Ingenieure und sonstige technische Mitarbeitende zu finden, wurden ca. 110.000 Anzeigen geschaltet. Auf die Berufsgruppe Organisation & Projektmanagement entfielen knapp 95.000 Inserate. Die Mehrzahl der vakanten Jobs betraf dabei das Office Management und die Verwaltung.
Die sechs meistgesuchten Berufsgruppen und ihr Anteil am Anzeigenmarkt:
Was wohl niemanden wirklich überraschen wird: Gesundheits- und Sozialberufe gehörten ebenfalls zu den meistgesuchten Berufsgruppen. 47.208 offene Stellen und 81.599 Jobinserate gab es 2020, davon fast die Hälfte im Pflegebereich. Ein Trend, der 2021 wohl anhalten wird, denn es herrscht derzeit ein massiver Mangel an Pflegefachkräften. Das liegt zum einen an der Pandemie. Andererseits bleibt die Nachfrage in diesem Sektor auch in Zukunft hoch, weil die Gesellschaft immer älter wird und der Pflegebedarf dadurch ansteigt. Der Bereich IT und Telekommunikation dürfte von Corona durchaus profitiert haben. Für Homeoffice, Videokonferenzen und Co. mussten die technischen Voraussetzungen geschaffen werden. Dementsprechend gross war hier der Personalbedarf (78.776 Stellenanzeigen für 44.777 offene Positionen). Gerade die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Digitalisierung ist. Deshalb werden in der Branche weiterhin Fachkräfte gebraucht.
Wie hat sich die Corona-Phase auf den Stellenmarkt 2020 in der DACH-Region ausgewirkt?
Von Corona war selbstverständlich nicht nur der Schweizer Stellenmarkt betroffen. In der gesamten DACH-Region lässt sich ein ähnliches Bild beobachten, betrachtet man die Zahl der geschalteten Stellenanzeigen. Um diese ins Verhältnis zu setzen, wurden sie indexiert. Der Januar 2020 bildet dabei den Ausgangspunkt und die Grafik zeigt die Veränderung bei der Anzahl der Stelleninserate im Vergleich zum Jahresbeginn. Während Deutschland im Februar ein leichtes Plus verzeichnen konnte, gab es in Österreich und der Schweiz bereits einen deutlichen Abwärtstrend. Den vorläufigen Tiefpunkt erreichten alle drei Länder im April 2020. Nach der Erholungsphase im Sommer wendete sich das Blatt erneut. Nur in Österreich war der November 2020 mit einer der anzeigenstärksten Monate des gesamten Jahres. In der Schweiz fiel die Anzeigenzahl im Dezember sogar noch unter die Aprilwerte. Insgesamt gesehen war der Rückgang am Stellenmarkt in der Schweiz am stärksten ausgeprägt.
© Jobfile.ch | Analysezeitraum 01.01. – 31.12.2020 | Quellenbasis: 190 Print, 84 Onlinemedien
Fazit und Ausblick
Auf richtig gute Nachrichten für den Schweizer Stellenmakrt wird man wohl noch eine Weile warten müssen. Leider hat sich die Lage bisher nicht wesentlich entspannt und es sind weitere Beschränkungen in Kraft, die den Jahresbeginn 2021 etwas eintrüben. Dennoch ist gerade jetzt die Zeit, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Denn die Corona-Phase hat auch gezeigt, dass es Berufsgruppen gibt, die jetzt und weiterhin besonders gebraucht werden. Hinzu kommt, dass vor allem Fachkräfte nach wie vor rar gesät sind. Für Personaldienstleister ist es besonders wichtig, sich stetig über den Stellenmark zu informieren, um den Kunden die passenden Mitarbeitenden bieten zu können. Sie wollen bei der Stellenmarktentwicklung auf dem Laufenden bleiben? Sie wollen wissen, welche Branchen Personalbedarf haben und wo Sie Ihre Kandidaten platzieren können? Mit Jobfile haben Sie dazu das passende Instrument an der Hand. Testen Sie uns zwei Wochen lang gratis und unverbindlich und lassen Sie sich überzeugen.
* ↗ swissstaffing-index
** ↗ index Anzeigendaten